Agierende Materie in Fouqués Undine
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by
Anke Kramer
Abstract
This paper argues that the elemental spirits abounding in Romantic literature are a means to renegotiate the borders between the human and non-human nature within man himself. Deriving from the Aristotelian doctrine of the four elements, elementals transmit knowledge about the agency and generativity of matter, as well as the entanglement of the human and the non-human. They boom in the European literatures at a time when the emerging modern sciences map out a new understanding of the human. Contrary to the modern individual produced by the human sciences and philosophy around 1800, however, elementals allow for imagining and exploring the complex relations with non-human nature that enable human agency. In a reading of Friedrich de la Motte Fouqué's story Undine (1811), this paper explores how concepts and distinctions developed by posthumanist, new materialist, and ecological accounts can help to show new aspects in romantic texts. Am Morgen nach ihrer Hochzeit erklärt Undine dem Ritter Huldbrand in Fried-rich de la Motte Fouqués berühmtem Märchen von 1811 ihre Herkunft: Du sollst wissen, mein süßer Liebling, daß es in den Elementen Wesen giebt, die fast aussehen wie Ihr, und sich doch nur selten vor Euch blicken lassen. In den Flammen glitzern und spielen die wunderlichen Salamander, in der Erden tief hau-sen die dürren, tückischen Gnomen, durch die Wälder streifen die Waldleute, die der Luft angehören, und in den Seen und Strömen und Bächen lebt der Wassergeister ausgebreitetes Geschlecht. 1 Undine zitiert hier die Systematisierung der Elementargeister durch Paracelsus. Sie stellt aber zugleich eine Diagnose der kulturellen Situation um 1800. Mit be-dingt durch den bemerkenswerten Publikumserfolg der Wiener Zauberoper um das "Donauweibchen" (Hensler 1798), die seit ihrer Premiere im Jahr 1798 hun-dertemal gespielt wurde (Kraß 2010: 11), fallen die Elementargeister scharen-weise in der deutschen Literatur ein. Goethes Schwager Vulpius hatte mit seinem Roman über die Saal-Nixe die Vorlage zum Donauweibchen geliefert; Tieck, Ar-nim, Brentano, Grillparzer und Goethe greifen die Melusinen-und die Stauffen-bergersage auf; bei Fouqué spuken neben Undine unzählige weitere Naturgeister auf tausenden von Buchseiten; bei E.T.A. Hoffmann treiben die Elementargeister mitten unter Dresdner Bürgern ihr poetisches Unwesen; die Loreley und eine Unmenge weiterer Wasser-, Luft-Erd-und Feuerwesen bevölkern die romanti-sche Lyrik. Selbst Goethes Faust beschwört in seiner Studierstube die Elementar-geister; auffallend viele Darstellungen tragen jedoch populäre Züge und stellen in 1 Fouqué 1999 [im Folgenden zitiert unter der Sigle U], 55f.
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