Den Stigmatisierungsprozess durchbrechen
release_rev_1ac95a4a-5984-4716-8625-854a8d190e8d
by
Edwin Ladinser
2008
Abstract
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass in den Industrieländern 20% aller Erkrankungen psychiatrische Störungen sind und dass dieser Anteil weiter stark steigen wird. Psychische Erkrankungen gehen meist mit einer großen Bandbreite an Beeinträchtigungen und Einschränkungen einher. Nicht nur die Krankheitssymptome, sondern auch ein Stigmatisierung und Diskriminierung sowie ein erschwerter Zugang zu Beruf, Partnerschaft, Wohnung, Freizeitaktivitäten und sozialen Netzen beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig. (Weltgesundheitsorganisation, 2001) So sind in Europa für rund 45% aller "years lived with disability" psychische Erkrankungen verantwortlich, im Besonderen Schizophrenie, affektive Erkrankungen und Alkoholabhängigkeit. (vgl. Schwappach 2007: 20) Die Stigmaforschung hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen und es wurden neue Konzepte zur Erfassung dieses Phänomens entwickelt. Im Stigmakonzept nach Bruce Link und Jo Phelan, das auf Arbeiten von Erving Goffman, Thomas Scheff und anderen aufbaut, besteht Stigmatisierung in der Wahrnehmung und Etikettierung von Unterschieden, deren Verknüpfung mit negativen Attributen und in einer Ausgrenzung durch eine Unterscheidung zwischen "wir" und "die" in Verbindung mit Statusverlust und Diskriminierung. Die Stigmatisierung wird dann schlagend, wenn es ein Machtgefälle zwischen Stigmatisierenden und Stigmatisierten gibt. Menschen mit psychischen Erkrankungen erfahren aufgrund der Verknüpfung des Etiketts "psychisch krank" mit einer Vielzahl von negativen Eigenschaften in den verschiedensten Lebensbereichen Diskriminierung, v.a. in interpersonellen Interaktionen, durch das Bild psychisch Erkrankter in der Öffentlichkeit, durch die Limitierung des Zugangs zu bestimmten sozialen Rollen und durch strukturelle Benachteiligungen. Die Einschränkung der Lebensqualität psychisch erkrankter Menschen durch Stigmatisierung ist dermaßen ausgeprägt, dass man von einer "zweiten Erkrankung" sprechen kann. (vgl. Finzen 2000). Mit zahlreichen Projekten [...]
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